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Eines Morgens sitze ich am Frühstückstisch, eine warme Tasse in den Händen, ein köstlicher Kaffeegeruch in der Luft. Durch das Fenster scheint die Sonne auf einen neuen Tag, während das Vogelzwitschern dem sonst unbeschriebenen Tagesblatt eine Melodie verleiht. Plötzlich ertönt und vibriert es auf dem Fenstersims: Vater ruft an.
„Der Akku im Autoschlüssel ist leer.“ Anscheinend steht er vor seinem Wagen auf dem Parkplatz und drückt verzweifelt auf die Fernbedienung. „Rufst du mal den Autodienst an? Ich komme nicht rein.“
„Benutz doch den Schlüssel.“
„Wie, den Schlüssel?“
„Schlüssel rein, drehen, Tür öffnen.“
„Und das geht?“
Mir ist dieses kurze Gespräch, das sich schon vor vielen Monaten ereignete, wieder in den Sinn gekommen, als ich einen ähnlichen aber wenig heiteren Bericht aus Neuseeland gelesen habe. Dort hat sich ein älteres Ehepaar in seinem Wagen ohne Schlüssel eingesperrt. In dem Glauben, es säße jetzt in der Klemme, versuchte das Paar durch Hupen die Aufmerksamkeit der Nachbarn zu erregen, sowie das Fenster mit einem Wagenheber einzuschlagen. Doch der Versuch, die Tür durch bekannte Methoden zu öffnen, blieb außen vor.
Schließlich wurden die beiden nach 12 Stunden in dem Fahrzeug von den Nachbarn gerettet, wobei die Frau bereits ohnmächtig und der Mann in Atemnot geraten war. Wahrscheinlich ein wenig dramatisch eingekleidet, sei den Rettungsdiensten zufolge dieses kleine Missgeschick beinahe mit Todesfolgen verbunden.
Wie können manch unserer elementarsten Werkzeuge so schnell in Vergessenheit geraten, wenn sie ersetzt werden? Warum werden wichtige Ideen und Methoden, die unser tägliches Leben so prägen, so einfach verdrängt? Obschon leicht amüsant oder tödlich, stehen sich diese zwei Geschichten im Hinblick auf ihre Auswirkungen an zwei entgegengesetzten Polen gegenüber. Doch auch wenn die meisten von uns über die scheinbare Ahnungsloskigkeit und Dummheit der Anderen nur den Kopf schütteln oder hämmisch lachen können, befinden wir uns wohl leicht in dieser und anderen ähnlichen Situationen, seit wir uns zunehmend auf die Geräte der modernen Technik verlassen, um einfach durch den Alltag zu kommen. Seit die mechanische Welt durch die digitale ersetzt wird, weiß überhaupt irgendeiner noch, wie man die Dinger repariert, wenn die Maschine versagt?
Im Leben vergleichen wir viele Aspekte mit dem Fahrradfahrenlernen: Das vergisst man ja nie. Zumindest nur so lang das Fahrrad nicht angeschlossen ist. In dem Fall muss man bloß hoffen, man weiß noch, wie das geht.