A Mind @ Play

random thoughts to oil the mind

An Arbitrary Angel of Darkness

The press gather round Lady Ashton during her hearing at the EP

Translated from the original German (Ein schwarzer Engel des Zufalls)
By Oehmke, Philipp und Schmitter, Elke


Literature professor Manfred Schneider talks about the rationality and irrationality of killers, the paranoid psyche of western society, and its search for explanation

SPIEGEL: Herr Schneider, on 8th January 22-year-old Jared Lee Loughner shot Congresswoman Gabrielle Giffords in the head, and killed six other people at point blank range. And while the world agonises for an explanation, it is possible to find explained in your recent book, Das Attentat, that an assassin such as Loughner isn’t actually irrational, rather the product of hyperrationality. What do you mean by that?

Schneider: Every assassin is an acute observer and interpreter of signals and events. For him, nothing happens by chance; he scans the world for evil doings. He sees conspiracies everywhere. The result appears to us to be crazy and insane. However, at the same time it is precisely logic and reason running in overdrive, that lead to these paranoid conclusions. Paranoia isn’t a form of irrationality, but one of hyperrationality. Loughner is a typical example of this.

Nicht misszuverstehen

This entry is also available in English.

Noch eine Kleinigkeit, die mir über den Weg gelaufen ist, während ich Kafkas Der Prozess lese, sieht man im folgenden Zitat:

Außerdem schien es der Maler mißzuverstehen, warum K. nur am Bettrand blieb, er bat vielmehr, K. möchte es sich bequem machen und ging, da K. zögerte, selbst hin und drängte ihn tief in die Betten und Polster hinein.

Franz Kafka, Der Prozeß

Mal abgesehen von der Rechtsschreibreform und dem heute so ungewöhnlichen Gebrauch des ß, würden die meisten Studenten der deutschen Sprache anhand dieses Beispiels sofort annehmen, das Verb missverstehen müsse ein trennbares Verb sein. Der Maler schien es ja misszuverstehen, nicht zu missverstehen. Anders geschrieben, würde man einen Satz wie folgenden erwarten:

*Der Maler verstand ihn miss.

Doch ein Faden im WordReference Sprachforum klärt die Situation ein wenig auf:

Die Verwendung von missverstehen ist schwankend bezüglich der Trennbarkeit (der Duden charakterisiert das Verb als unregelmäßig). In finiter Form wird es in der Regel untrennbar verwandt:
Er missverstand ihn
Die Variante
*Er verstand ihn miss
ist ungewöhnlich und gilt meines Wissens auch als standardsprachlich inkorrekt.

Der Infinitiv mit zu wird aber von vielen Sprechern so gebildet, als sei missverstehen trennbar aber von nicht wenigen Sprechern auch so, als sei das Verb nicht trennbar. Entsprechend ist sowohl zu missverstehen oder misszuverstehen anzutreffen.

Meines Wissens ist misszuverstehen die standardsprachlich vorgezogene Form; die Variante zu missverstehen würde ich aber ebenfalls als standardsprachlich korrekt ansehen.

Missverstehen ist also einfach unregelmäßig und weist sowohl trennbare als auch untrennbare Verbeigenschaften auf.

Zu guter Letzt ist hier der Eintrag des Duden, der auch ein Beispiel der umgangssprachlich scherzhaften Variante aufführt.

miss­ver­ste­hen

Wortart: unregelmäßiges Verb

eine Aussage, eine Handlung [unbeabsichtigt] falsch deuten, auslegen

Beispiele

  • jemanden, etwas missverstehen
  • sie missversteht mich absichtlich
  • du hast mich, meine Frage missverstanden
  • die Bemerkung war nicht misszuverstehen
  • er fühlt sich missverstanden
  • (umgangssprachlich scherzhaft) verstehen Sie mich bitte nicht miss (verstehen Sie mich nicht falsch)
  • eine nicht misszuverstehende (eine eindeutige) Handbewegung

Nicht misszuverstehen

Dieser Eintrag ist auch auf Deutsch verfügbar.

Another curiosity which cropped up whilst reading Kafka’s Der Prozess can be found in the following quote:

Außerdem schien es der Maler mißzuverstehen, warum K. nur am Bettrand blieb, er bat vielmehr, K. möchte es sich bequem machen und ging, da K. zögerte, selbst hin und drängte ihn tief in die Betten und Polster hinein.

Franz Kafka, Der Prozeß

Ignoring for a second changes in the use of the ß, most learners of German would assume from this sentence the word missverstehen should be a separable verb. That is to say the painter seemed misszuverstehen and not zu missverstehen. As a result, you’d be forgiven for thinking that were the painter to misunderstand something K. said, Kafka would write:

*Der Maler verstand ihn miss.

A thread on the WordReference language forums brings some more light to the situation:

Die Verwendung von missverstehen ist schwankend bezüglich der Trennbarkeit (der Duden charakterisiert das Verb als unregelmäßig). In finiter Form wird es in der Regel untrennbar verwandt:
Er missverstand ihn
Die Variante
*Er verstand ihn miss
ist ungewöhnlich und gilt meines Wissens auch als standardsprachlich inkorrekt.

Der Infinitiv mit zu wird aber von vielen Sprechern so gebildet, als sei missverstehen trennbar aber von nicht wenigen Sprechern auch so, als sei das Verb nicht trennbar. Entsprechend ist sowohl zu missverstehen oder misszuverstehen anzutreffen.

Meines Wissens ist misszuverstehen die standardsprachlich vorgezogene Form; die Variante zu missverstehen würde ich aber ebenfalls als standardsprachlich korrekt ansehen.

So missverstehen is simply irregular, having both separable and inseparable verb properties. In particular, the infinitive with zu is more commonly formed as if the verb were separable, but finding it used otherwise as a separable verb is much rarer.

Finally, here’s the Duden Online entry, which includes an example of the ‘jokingly colloquial’ separable variant.

miss­ver­ste­hen

Wortart: unregelmäßiges Verb

eine Aussage, eine Handlung [unbeabsichtigt] falsch deuten, auslegen

Beispiele

  • jemanden, etwas missverstehen
  • sie missversteht mich absichtlich
  • du hast mich, meine Frage missverstanden
  • die Bemerkung war nicht misszuverstehen
  • er fühlt sich missverstanden
  • (umgangssprachlich scherzhaft) verstehen Sie mich bitte nicht miss (verstehen Sie mich nicht falsch)
  • eine nicht misszuverstehende (eine eindeutige) Handbewegung

Trotzdem als Nebensatz

Dieser Eintrag ist auch auf Deutsch verfügbar.

Reading Kafka’s Der Prozeß recently, I came across an interesting construction that I hadn’t seen before.

Trotzdem K. gerade jetzt nicht daran gedacht hatte, sagte er sofort: “Gewiss, ich muss fortgehn. Ich bin Prokurist einer Bank, man wartet auf mich, ich bin nur hergekommen, um einem ausländischen Geschäftsfreund den Dom zu zeigen.”
Franz Kafka, Der Prozeß

I’d only ever heard trotzdem used in a main sentence, and never before to form a verb-shunting Nebensatz. I figured at first this might be a mistake on the part of the publishers – my copy was of rather low-budget quality – and that the word obwohl had been intended, but the form repeated itself a number of times throughout the book.

A quick bit of Google research later revealed that this form is perfectly common in the Randregionen of the German language, particularly in Bohemia and in Alpine areas, and used as a matter of course by authors such as Kafka, Stifter and Dürrenmatt. This older thread on wer-weiss-was.de has a great explanation, explaining that the form arose as a contraction of the now old-fashioned trotz dem, dass, and further points out that the form is pronounced with the stress on the second syllable.

Duden’s entry on the matter.

trotz|dem

Bedeutung

obwohl, obgleich

Beispiel

er kam, trotzdem (standardsprachlich: obwohl) er krank war

Herkunft

entstanden aus: trotz dem, dass …

Now to find out why the version of the text published here replaces these forms of trotzdem with the word obwohl. And why in my copy Kafka never capitalised the word gewiss even at the start of sentences.

Trotzdem als Nebensatz

This entry is also available in English.

Während ich neuerdings Kafkas Der Prozeß gelesen habe, bin ich über eine interessante und mir bis dato unbekannten Satzstruktur gestolpert.

Trotzdem K. gerade jetzt nicht daran gedacht hatte, sagte er sofort: “Gewiss, ich muss fortgehn. Ich bin Prokurist einer Bank, man wartet auf mich, ich bin nur hergekommen, um einem ausländischen Geschäftsfreund den Dom zu zeigen.”
Franz Kafka, Der Prozeß

Als Student der deutschen Sprache war mir das Wort trotzdem nur in Hauptsätzen bekannt, nie als Einleitung eines verbvertreibenden Nebensatzes. Ich hielt es anfänglich für einen Fehler seitens des Buchverlags, denn immerhin war meine Ausgabe eine ziemlich billige. Da hätte an der Stelle wohl obwohl stehen müssen. Doch die Konstruktion wiederholte sich mehrmals in Buch.

Nach einer Google-Befragung also stellte ich fest, dass diese Form tatsächlich in den Randregionen der deutschen Sprache sehr verbreitet sei. Vor allem in den Alpen und Böhmen sei diese Form gängig, daher versteht es sich von selbst, dass Schriftsteller wie Kafka, Stifter und Dürrenmatt von ihr Gebrauch machen. Ein etwas älterer Faden auf wer-weiss-was.de bietet eine tolle Erklärung, dass dieses Wort als eine zusammengezogene Form des nun altmodischen „trotz dem, dass“ zu verstehen ist und hebt hervor, dass die Betonung in diesem Falle auf der zweiten Silbe liegt.

Der diesbezügliche Eintrag im Duden:

trotz|dem

Bedeutung

obwohl, obgleich

Beispiel

er kam, trotzdem (standardsprachlich: obwohl) er krank war

Herkunft

entstanden aus: trotz dem, dass …

Nun muss ich nur noch herausfinden, warum die Ausgabe des Textes hier dieses trotzdem durch obwohl ersetzt. Und warum in meiner Ausgabe Kafka das Wort gewiss nie groß schreibt, selbst wenn es am Anfang eines Satzes steht.

Page 33 of 67

Powered by WordPress & Theme by Anders Norén