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Diesem Buch nur drei Sterne zu geben, kommt mir selber ein bisschen ungerecht vor. Während ich das Buch gelesen habe, gefiel mir ziemlich viel, aber als ich mir dann ein paar Tage „Verdauungszeit“ erlaubt habe, fand ich es immer schwieriger zu rechtfertigen, was genau ich an dem Buch so verlockend fand.
Um zuerst das gute an dem Buch zu behandeln: „Kafka on the Shore“ ist auf Grundebene ein fesselndes Buch. Zwei verwandte Geschichten werden Kapitel für Kapitel ineinander verflochten, und obwohl sie sich am Ende nicht ganz einigen, bleibt die Erzählung spannend. Einige Themen treten in der Geschichte auf, wie die Ödipale Tragödie, die Reise zum Erwachsensein, sowie komplexere Fragen von Zeit und Realität und noch weitere metaphorische und surreale Elemente. Wenn Sie der „magische Realismus“ nicht reizt, sollten Sie lieber die Finger davonlassen.
Wo manch andere Rezensenten auf Amazon.co.uk sich darüber beklagt haben, die Prosa oder die Übersetzung sei gestelzt, fand ich das Buch meistens gut geschrieben. Zugegeben die Übersetzung ist amerikanisches Englisch, was mich als britischen Leser gelegentlich irritiert hat. Es gibt auch Momente, wo der Dialog besonders unrealistisch und gezwungen wirkt, vielleicht aufgrund Murakamis Versuch, viel Diskussion über das Metaphysische/Philosophische einzuquetschen. Dies ist ein Buch, in dem ein 15-Jähriger über Interpretationen von Schubert diskutieren kann und ein Buch über Napoleons russischen Feldzug aus einer Laune heraus zur Hand nimmt. Das wird nicht bei jedem Anklang finden, dennoch liefern die Diskussionen und Ideen, die in dem Buch herumschweben, interessante Unterbrechungen in der Geschichte.
Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen hatte, fing meine Bewunderung für das Werk leider an zu schwinden. Wie Andere bemerkt haben, bietet das Buch kein zufriedenstellendes Fazit. Allein stellt das kein Problem da, eher, dass keine der verschiedenen Fäden der Geschichte Antworten geben. Alle interessanten und kitzelnden Diskussionen und metaphorische Ereignisse entpuppten sich als hängende Fragezeichen über dem geschlossenen Buchumschlag. Der Autor selber schlägt seinen Lesern vor, für die Rätsel des Buches eigene Lösung zu finden, und empfiehlt ein mehrfaches Lesen, aber dazu habe ich weder Zeit noch Lust.
Für mein Gefühl bietet „Kafka on the Shore“ eine recht schöne Unterhaltung, die auf einigen Ebenen als fesselnde Geschichte funktioniert. Aber wenn es versucht, an tiefer Bedeutung zu gewinnen, liefert es lediglich unzusammenhängende Ideen, die der Leser erst zusammensetzen muss, wenn er darin ein Teil des Gesamtbildes sehen will. Dies war mein erstes Buch von Murakami, und obwohl ich noch kein Fan bin, wird es mich auch nicht davon abhalten, mir einen weiteren Roman von ihm zu ergattern, sollte sich die Gelegenheit bieten. Wäre es nicht für den sauren Nachgeschmack, gäbe ich dem Buch sogar einen vierten Stern, für die erfreuliche Art, in der es uns ein modernes Märchen darstellt.